Nach einem knappen Jahr habe ich endlich mal meinen Vorschlag für diesen wirklich verhunzten Eintrag zu Tastatur gebracht. Falls sich dem jemand annehmen möchte, immerzu! (Ich hab keinen Plan von Wikipedia-Einträgen)
Cruiser (Fahrrad)
Der Cruiser (engl. Kreuzer, bzw. vom englischen Wort „to cruise“ – etwa „langsam fahren“) beschreibt einen in den USA entstandenen Fahrradtyp mit geschwungener Rahmenform und Ballonbereifung.
Geschichte:
Die ersten cruiserähnlichen Fahrräder gab es bereits Mitte der 1910er Jahre, so besaß das „Indian“ von Hendee bereits ein gebogenes Oberrohr, aber noch keine Ballonbereifung. Diese wurde erst 1933 von Schwinn aus Deutschland übernommen und mit dem Modell „B10E Motorbike“ in den USA eingeführt. Bereits ein Jahr später wurde dieses Modell überarbeitet und war als „Aero Cycle“ erhältlich. Im Vergleich zum Vorjahresmodell gab es lediglich optische Veränderungen, die aber stilbildend für die nächsten Jahrzehnte waren: ein geschwungener stromlinienförmiger Rahmen mit Tankatrappe und Batteriebeleuchtung. Ihre Blütezeit hatten die Cruiser in den 1930er bis 1950er Jahren, es gab zahlreiche verschiedene und z. T. auch sehr ausgefallene Modelle wie den Monark Silverking Hex-Tube, der aus Aluminium und Sechskantrohren gefertigt wurde. Hersteller aus dieser Zeit waren z. B.:
Schwinn
Roadmaster
Columbia
Elgin
Monark
Und Huffy.
Seltene und gut erhaltene Räder aus dieser Zeit erreichen hohe drei- bis fünfstellige Beträge. Der Bluebird von Elgin aus dem Jahr 1935 liegt beispielweise bei 10.000,- bis 12.000,- Euro.
Der Niedergang der Cruiser begann in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren, als europäische Sporträder auf Grund ihres geringeren Gewichts und der besseren Bergsteigfähigkeiten immer populärer wurden. Zudem verloren die Cruiser Marktanteile an die vor allem für Kinder gedachten Muscle Bikes (in Deutschland waren diese Räder in den 1970er Jahren als Bonanzaräder bekannt). Sie besaßen kleinere Rahmen, überdimensionale Apehangerlenker und Schalthebel sowie Bananensättel.
Eine zweite Chance bekamen die alten Cruiser in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren. Die alten „Clunker“ waren zwar schwer aber dafür komfortabel und praktisch unverwüstlich. Es waren Enthusiasten wie Gary Fisher und Joe Breeze, die Mitte der 1970er Jahre mit ihren umgebauten Cruisern den „Repack“ am Mount Tamalpais in Kalifornien herunterjagten und so den Grundstein für das Mountainbiking legten.
Heute:
Noch vor Beginn der Retrowelle, Anfang der 1990er Jahre, war es vor allem GT die mit der Dyno Cruiserreihe den Markt wiederbelebten. Heute sind die Electra Bicycle Company und Felt Bikes die größten und bekanntesten Hersteller von Cruisern. Jedoch gibt es eine immer größer werdende Konkurrenz von Billiganbietern aus Fernost.
Hersteller (Auswahl):
Electra Bicycle Company
Felt Bikes
Schwinn
Nirve
Project346
Kustom Kruiser (ehemals Dyno GT)
Firebikes
PG-Bikes (ehemals pimpgarage)
Hawk Classic Bikes
Ruff Cycles
Cruiserarten:
(Beach-) Cruiser:
Der klassische Beachcruiser besitzt einen geschwungenen Rahmen, der in den Abmessungen in etwa einem normalen Fahrradrahmen entspricht, 24“ oder 26“ Laufräder mit 2,125“ oder 3,0“ Reifen, einen weichen gefederten Sattel und einen breiten Moonlenker. Die Sitzposition ist entspannt und aufrecht. Beispiel: Dyno Glide, Felt Taxi
Stretchcruiser:
Stretchcruiser sind, wie der Name schon sagt, gestreckte Cruiser. Der Rahmen ist dadurch insgesamt länger und flacher. Somit tritt man sehr stark nach vorn anstatt nach unten. Die Sitzposition ist mit einem Moon- oder Apehangerlenker genauso aufrecht und entspannt fahrbar wie bei einem normalen Cruiser. Beispiel: Dyno Coaster, Felt Lead Sled
Chopper:
Die Chopper sind stark an die gleichnamigen Motorräder angelehnt, besitzen also eine sehr lange Doppelbrückengabel und in der Regel ein breites Hinter- und ein schmales Vorderrad. Beispiel: Felt Torch, Nirve Cannibal
Lowrider:
Lowrider sind in der Regel reine Showbikes. Die Rahmen sind sehr klein und die Laufräder selten größer als 20“. Lowrider dienen als Display für die Kunstfertigkeit des Erbauers und sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet.
Semi-Stretchcruiser:
Die Semi-Stretchcruiser schließen die Lücke zwischen den normalen und den Stretchcruisern. Sie besitzen einen weniger stark gestreckten Rahmen und sind selbst von Personen mit über 2 m Körpergröße noch bequem zu fahren. Beispiel: Project346 Basman, Ruff Cycles Porucho
Custombikes:
Custombikes können zu jeder der vorgenannten Kategorien zählen. Ein Custombike kann vom Besitzer individuell gestaltet werden. Der Aufbau erfolgt nach den Wünschen des Besitzers, dabei kann auf einen Serienrahmen zurückgegriffen werden oder komplette Rahmen nach eigenen Vorstellungen gebaut werden. Der Fantasie des Besitzers sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Allgemeine technische Merkmale:
- Bereifung: zwischen 24“ und 26“ Durchmesser und 2,125“ und 4,8“ Breite
- Felgen: zwischen 25 mm und 120 mm Breite
- US-BB oder BSA-Tretlager
- Gangschaltung: in der Regel Nabenschaltungen zwischen 3 und 14 Gängen
Szene:
In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es eine große und aktive Szene von Cruiserenthusiasten, Schraubern und Bastlern. Mit mehreren Tausend Mitgliedern ist das Forum von tretharley.de der größte Treffpunkt dieser Gemeinde im Internet. Desweiteren finden über das ganze Jahr verteilt Treffen und Ausfahrten, die Cruises, mit z. T. mehreren hundert Teilnehmern, statt.
Literatur:
2009 ist im Verlag Gibbs Smith das Buch „Cruisers“ von Johnny Fuego und Michael Ames erschienen. Das derzeit nur auf Englisch erhältliche buch zeigt auf 158 Seiten die Anfänge der Cruiser bis zu aktuellen Modellen und gibt Tipps zur Individualisierung des eigenen Rades.
Seit Ende 2008 erscheint vierteljährlich das kostenlose „Customized Magazine“. Neben Custombikes und Cruises findet man Berichte über Hot Rods, Rat Rods, Custom Culture Künstler, Läden und Tattoo-Conventions.