Ich bin heute gut 60 km mit der NuVinci gefahren. Allerdings habe ich wesentlich mehr Zeit mit der Montage und Fluchen verbracht. Der Schaltung liegt nämlich kein richtiges Montagehandbuch o. ä. bei, d. h. ich musste mich da durch frickeln und habe dabei die Innenzüge geschrottet, die ich dann nur notdürftig heute gefahren habe, nun sind sie durch neue ersetzt.ohneee hat geschrieben:Und schreib mal, wie die NuVinci so ist, interessant find ich die ja auch.
Die NuVinci N360 ist zweizügig und die Nabe ein ziemlicher Klopper, und das obwohl sie deutlich kleiner und leichter als das Vorgängermodell ist. Sie ist im Durchmesser größer als mein 250 Watt Nabenmotor aus dem Vorderrad! Immerhin, ich habe die silberne Variante, die aber eher grau ist, kann man die Beschriftung entfernen, da sie nur aufgeklebt ist, das finde ich sehr schön.
Die Nabe hat eine umlaufende Schaltzugbefestigung, von Anschlag bis Anschlag sind es gut 270-300°. Das ist auch schon eines der Probleme, man muss nämlich den entsprechenden Aufsatz, der die Bewegung nach innen weiter gibt, richtig aufbringen. Und dabei muss man gleichzeitig einstellen, wo die beiden Schaltzüge raus kommen, die sollen ja irgendwie nach vorne zeigen und nicht nach hinten, oben oder unten. Das ist besonders verzwickt, da die Nabe im Stand nicht den gesamten Bereich durch schalten kann, sondern nur in Bewegung. Also einbauen, bewegen, passt nicht, ausbauen, neu ausrichten, einbauen... Das hat mich Stunden gekostet.
Der Schaltgriff ist an sich sehr nett gemacht, je nach Übersetzung fährt ein kleines Rad in der Ebene oder einen mehr oder weniger steilen Hügel/Berg hoch. Beim drehen wird ein Schaltzug gezogen, der andere raus geschoben. Dabei muss natürlich Zug auf dem Schaltzug sein, sonst kann er sich intern verheddern. Genau das ist mir dann schließlich gestern Nacht auch noch passiert. Ich konnte es zwar wieder entheddern, aber die Schaltzüge waren verbogen, also keine Dauerlösung.
Zum Fixieren der Schaltzüge an der Nabe braucht man dann einen 2 mm Inbusschlüssel. Das ist echt winzig und ich hoffe nur, nicht so oft etwas verstellen zu müssen, denn so eine kleine Inbusschraube hat man schnell mal rund gedreht, wenn man unachtsam ist oder sie zu fest knallt. Alles so einzustellen, dass beide Züge ausreichend Spannung haben, erforderte dann auch nochmal etwas Geduld. Es gibt zwar an jedem Zug eine Stellschraube für die Außenhülse am Griff, aber die möchte man ja eher nutzen, um die Dehnung, die mit der Zeit einsetzen kann, auszugleichen.
Insgesamt braucht die Montage also schon etwas Geschick und vor allem Geduld.
Fahrtechnisch ist die Nabe allererste Sahne. So ganz ohne Gänge ist etwas ungewöhnlich. Man kann unter leichter Last die Übersetzung ändern, ohne Last auch, solange das Rad rollt. Steht man, ist dagegen der Verstellbereich etwas eingeschränkt, vermutlich weil die Kugeln nachrutschen müssen. Die Nabe ist übrigens auf Lebenszeit geschmiert, man muss da also eigentlich nie ran. Einzig den Freilauf, der übrigens recht laute, aber dennoch angenehme Sperrklinken besitzt, kann man schmieren. Am Schaltgriff muss man schon ganz schön kurbeln, man braucht gut eine 3/4 Umdrehung für den gesamten Stellbereich, das geht nicht ohne Umgreifen.
Im unteren Übersetzungsbereich muss man einen großen Stellweg für eine kleine Übersetzungsänderung zurück legen, im oberen Bereich hingegen reichen schon minimale Änderungen am Drehgriff für eine spürbare Änderung der Übersetzung. Das mag am Berg sehr angenehm sein, weil man in dem Bereich die Übersetzung äußerst feinfühlig einstellen kann. Aber ich hätte hier lieber einen besseren Kompromiss, der aber technisch vermutlich nicht so einfach zu realisieren wäre.
Ich fahre die Nabe mit einem 38er Kettenblatt und einem 18er Ritzel. Die Nabe selbst hat einen Übersetzungsbereich von 1:0,5 bis 1:1,8. Umgerechnet auf ein Singlespeedritzel habe ich also Ritzel von 10-36 Zähnen zur Verfügung. Die NuVinci darf man laut Hersteller maximal 2:1 (Kettenblatt:Ritzel) übersetzen, beim 38er Kettenblatt dürfte ich also maximal ein Ritzel mit 19 Zähnen montieren oder eben ein kleineres. Das gesamte Datenblatt gibt es auf der Herstellerhomepage: http://www.fallbrooktech.com/docs/A4_N3 ... German.pdf
Es ist eine tolle Nabe für alle, die etwas Wartungsarmes suchen und denen die Gangsprünge immer nicht passen. Für mich eine tolle technische Spielerei, zumal ich gerne Dinge besitze, die nicht jeder hat. Hoffentlich ändert sich das nach meinem Bericht hier nicht. Aber dafür sorgt bestimmt schon der Preis von aktuell immerhin knapp 360 Euro. Für den Preis hätte ich die Nabe auch nicht gekauft, aber ich konnte von einem Händler ein Modell günstig ergattern, dass er sich selbst zu Testzwecken eingebaut hatte, das aber nur wenige hundert Kilometer gelaufen war. Der wiederum will jetzt die neue NuVinci N360 mit Riemenantrieb ausprobieren. Sicher auch ein spannendes Thema, da der Riemen gegenüber der Kette quasi wartungsfrei ist.